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Von Rechtsbeistand, Radikalismus und Rauchverbot: Österreichs Jugendanwälte besprechen in Bozen ihre Strategien.

Ständige Konferenz der österreichischen Kinder- und Jugendanwälte tagt auf Einladung ihrer Südtiroler Kollegin im Palais Widmann. Paula Maria Ladstätter: „Österreich hat Einrichtungen zum Jugendschutz, die auch bei uns hilfreich wären.“

die österreichischen Kinder- und Jugendanwälte mit Paula Maria Ladstätter

Österreichs Kinder- und Jugendanwälte sind heute auf Einladung ihrer Amtskollegin Paula Maria Ladstätter in Bozen zu ihrer jährlichen Tagung zusammengekommen. Bei dem Erfahrungsaustausch, bei dem auch gemeinsame Strategien vereinbart wurden, sind wichtige Elemente zutage gekommen, die Ladstätter auch hierzulande gerne sehen würde.

„In einer ersten Bestandsaufnahme wurden die Schwerpunkte geschildert, mit denen die Kinder- und Jugendanwälte in den österreichischen Bundesländern sich derzeit befassen", berichtet Ladstätter, „in Wien ist es zur Zeit vor allem die Radikalisierung der Jugendlichen und der Anklang, den die Propaganda der ISIS findet. Man baut nun ein Netzwerk auf, um diese radikalisierten Jugendlichen wieder zurückzuholen." Einen interessanten Vergleich erlaubt der Bericht aus Tirol. Dort muss sich die Kinder- und Jugendanwältin Elisabeth Harasser immer weniger mit Scheidungen und Trennungen befassen, während dieser Aufgabenbereich in Südtirol wächst.

Der Vergleich ist auch interessant, wenn die Rechtslage verschieden ist. In Österreich gibt es zum Beispiel den Kinderbeistand bei Gerichtsverfahren, vor allem bei Scheidungen. Der Kinderbeistand kümmert sich darum, dass das Verfahren für das Kind nicht eine zusätzliche Belastung wird und vor allem, dass im Verfahren auch die Interessen des Kindes berücksichtigt werden. „Es gibt auch eine Beratungsstelle für jene, die sich scheiden lassen wollen", berichtet Bundesjugendanwalt Ewald Filler, „dort müssen sie hin, bevor sie sich ans Gericht wenden, und dort werden sie über die Rechte des Kindes aufgeklärt. Das zwingt sie, in dieser Situation auch an das Kind zu denken, und das hat auch oft schon zu einem Umdenken geführt." „Solche Einrichtungen wären bei uns und in ganz Italien ein nützliches Instrument", meint Ladstätter.

Weitere Themen der Tagung waren Suchtprävention, Missachtung der Kinderrechte in den Medien, Anti-Mobbing-Strategien u.a. Österreich ist unter den wenigen europäischen Ländern, in denen der Verkauf von Tabakwaren an Jugendliche unter 18 noch erlaubt ist, und dementsprechend ist der Tabakkonsum unter Jugendlichen verbreitet. Da die einschlägigen Bestimmungen aber in die Zuständigkeit der Länder fallen, haben sich die Kinder- und Jugendanwälte heute auf ein einheitliches Vorgehen geeinigt, und streben nun eine bundesweiter Erhöhung auf 18 an.

Die Jugendanwälte sind heute auch zusammengekommen, um voneinander etwas abzuschauen. So wurden verschiedene Projekte und Sensibilisierungsmaßnahmen vorgestellt, unter anderem ein bebilderter Leitfaden für das friedliche Zusammenleben verschiedener Generationen unter einem Dach.

Die Ständige Konferenz der Kinder- und Jugendanwälte tagt auch noch morgen Vormittag (bis 12.30 Uhr) im Palais Widmann. Die weiteren Themen: Kindesentführung, Familienrecht, häusliche , Gewalt, unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, Verkehrserziehung u.a.

AM

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