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Abschied von Jugendanwalt Tschager: „Vom Mut und den Träumen der Jugendlichen lernen“

Anlässlich seiner Amtsniederlegung lässt der Kinder- und Jugendanwalt die letzten eineinhalb Jahre seiner Tätigkeit Revue passieren und fordert zum letzten Mal die Einrichtung einer stationären Kinder- und Jugendpsychiatrie. Landtagspräsident Minniti dankt und kündigt rasche Neubesetzung an.

Tschager, Minniti

Am 8. Jänner wird Simon Tschager sein Amt als Kinder- und Jugendanwalt niederlegen. Tschager, der im Mai 2010 vom Südtiroler Landtag zum Kinder- und Jugendanwalt bestellt wurde und sein Amt am darauffolgenden 26. Juli antrat, war der erste Kinder- und Jugendanwalt Südtirols. „Ich habe versucht, die Weichen für eine zukunftsfähige Kinder- und Jugendanwaltschaft zu stellen: in menschlicher Hinsicht eine wertvolle Erfahrung, eine mühsame, aber sehr schöne und erfüllende Aufgabe“, so der Kinder- und Jugendanwalt. „Mir war von Anfang an klar, dass die Kinder- und Jugendanwaltschaft eine seit langem ersehnte Einrichtung war: Bereits in den ersten Wochen empfing ich zahlreiche Besuche und es gingen unzählige Anrufe und Anfragen von Kindern und Jugendlichen, Eltern und Lehrern ein. Ende 2010 hatte die Kinder- und Jugendanwaltschaft bereits 195 Akten.“

Genauso arbeitsam ging es auch das ganze Jahr 2011 über weiter: Schulbesuche, Gespräche mit Minderjährigen, die über unangenehme Situationen berichten können, die sie betreffen, Hinweise an die Politik über die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen, Austausch mit den Fachkräften der Kinder- und Jugendarbeit. Der Kinder- und Jugendanwalt spricht von einem sehr intensiven Jahr, im Laufe dessen er mit unterschiedlichen, auch schwerwiegenden Problemsituationen konfrontiert wurde, die ihn zutiefst berührt haben und die er mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln zu lösen versucht hat. „Aber damit Probleme, die Kinder und Jugendliche betreffen, gelöst werden können, braucht es ein Umdenken: Die Erwachsenen müssen endlich begreifen, dass Kinder und Jugendliche das Recht haben, angehört und ernst genommen zu werden, bevor man entscheidet, was ‚in ihrem Interesse‘ ist. Dabei gilt der Grundsatz, dass man das Wohl für einen Menschen erst bestimmen kann, wenn man mit dem Menschen gesprochen hat. Das Gespräch zwischen den Generationen muss offen bleiben.“

Zum Abschied möchte Tschager „allen danken, die mich beim Aufbau der Kinder- und Jugendanwaltschaft unterstützt haben, allen voran meine geschätzte Mitarbeiterin RA Sabine Lanthaler, die zusammen mit mir die vielen Fälle mit großem Einsatz betreut hat und die der Einrichtung auch weiterhin erhalten bleibt; etwaige Anliegen und Fragen, die an das Sekretariat der Jugendanwaltschaft gerichtet werden, werden entgegengenommen und dem/der neuen Jugendanwalt/Jugendanwältin gleich nach seinem/ihrem Amtsantritt unterbreitet. Ein herzlicher Dank geht auch an den Landtagspräsidenten und die Landtagsabgeordneten, an die Landesregierung und den Rat der Gemeinden. Gerade an die Politiker möchte ich einen letzten Appell richten, damit die von der Politik bereits angekündigte stationäre Einrichtung für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Südtirol endlich Wirklichkeit wird. Diese Einrichtung wird vielen Kindern und Jugendlichen und ihren Familien helfen.“

Tschagers erster und letzter Gedanke in seiner Amtszeit gilt den Kindern und Jugendlichen Südtirols: „Ihr und eure Träume habt mich mehr gelehrt, als ich von den Weisen dieser Welt je hätte erlernen können. Euer Mut und eure Echtheit haben in mir ein unauslöschliches Zeichen hinterlassen. Jugendliche leben intensiv, sie leben die Gegenwart mit der Kraft der Zukunft, die sie in sich tragen. Das ist eine Quelle der Hoffnung und gibt uns die Gewissheit, dass wir nicht alles heute lösen müssen, denn die Zukunft liegt weit vor uns. Aber aus der Zukunft schöpfen wir auch Mut, denn wir wissen, dass es der Mühe wert ist, sich für die eigene Zukunft und für die Zukunft der Welt, in der wir leben,  einzusetzen. Ich möchte mit einem Verweis auf den Artikel 1 der Grundrechtecharta der Europäischen Union schließen, der die Grundlage Europas zum Ausdruck bringt und für den sich der Einsatz lohnt, denn auf ihn gründet unsere Gegenwart und auf ihn muss auch unsere Zukunft gebaut werden: ‚Die Würde des Menschen ist unantastbar.‘ Dies ist das Prinzip, das Jugendliche und Erwachsene verbindet, und dies ist das Maß mit welchem die Geschichte unsere Zeit beurteilen wird.“

Landtagspräsident Mauro Minniti bedankt sich seinerseits beim Kinder- und Jugendanwalt für sein Engagement in diesen letzten eineinhalb Jahren. "Die Zusammenarbeit mit der Kinder- und Jugendanwaltschaft ist wichtig und bedeutungsträchtig: Die Tatsache, dass es diese Einrichtung gibt, ruft uns allen die Pflicht in Erinnerung, den Problemen von Kindern und Jugendlichen ein Ohr zu schenken.   Ich möchte Simon Tschager für seinen unermüdlichen Einsatz für die Rechte von Kindern und Jugendlichen meinen Dank aussprechen".  Minniti ergänzt, dass das Verfahren zur Ermittlung des neuen Kinder- und Jugendanwaltes schon eingeleitet wurde:  "Es ist unabdingbar, dass ein so wesentliches Amt hundertprozentig funktionstüchtig ist".

AM

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