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Der Tätigkeitsbericht von Kinder- und Jugendanwalt Simon Tschager

Tschager ist erst seit Juli 2010 im Amt, hat aber schon eine umfangreiche Tätigkeit vorzuweisen: 195 Akten, 20 Vorträge und Referate in den Schulen, 70 Telefonberatungen. Lobende Worte von Landtagspräsident Minniti und den Abgeordneten.

Jugendanwalt Tschager und Präsident Minniti

Kinder- und Jugendanwalt Simon Tschager hat heute den Medien und zuvor dem Landtag seinen Tätigkeitsbericht für das Jahr 2010 vorgestellt. Bei der Vorstellung waren neben Landtagspräsident Mauro Minniti die Abgeordneten Sigmar Stocker, Ulli Mair, Hans Heiss, Florian Mussner, Andreas Pöder, Elmar Pichler Rolle und Veronika Stirner anwesend. Präsident Minnit erinnerte daran, „dass die Institution der Jugendanwaltschaft in der Vergangenheit von vielen Landtagsfraktionen gefordert und als notwendig angesehen wurde, als Anlaufstelle für Jugendliche in Schwierigkeiten, die vorher nicht wusseten, an wen sie sich wenden konnten“.

Kinder- und Jugendanwalt Simon Tschager ist seit 26. Juli 2010 im Amt. In diesen fünf Monaten des Berichtsjahres hat er bereits 195 Akten mit insgesamt 1.723 Dokumenten angelegt. Die Hälfte davon (97) betrifft Hinweise oder Hilfeansuchen zum Schutz der Kinderrechte, bei der anderen Hälfte (89) ging es um Fälle, die der Jugendanwalt in Zusammenarbeit mit anderen Behörden und Institutionen behandelt hat. In 70 Fällen schließlich handelte es sich um Telefon- oder Gesprächsberatungen.

Laut Landesgesetz Nr. 3/2009, mit dem dieses Amt eingeführt wurde, gehört zu den Aufgaben der Kinder- und Jugendanwaltschaft nicht nur der Schutz der Kinderrechte laut den Konventionen von UNO und EU, die Rechtsberatung von Jugendlichen, die Vermittlung in Streitfragen, in denen Jugendliche verwickelt sind und die Entgegennahme von Hinweisen über die Verletzung von Kinderrechten, sondern auch die Sensibilisierung für diese Rechte. Auf die Rechte der Kinder und Jugendlichen hat Simon Tschager vergangenes Jahr schließlich auch in 20 Vorträgen, Besuchen oder Referaten in Schulen, Einrichtungen oder Institutionen hingewiesen.

Konferenzen und Vorträge haben sich für viele als gute Gelegenheit zur Kontaktaufnahme mit dem Kinder- und Jugendanwalt erwiesen: Ein Fünftel der Kontakte ist auf diesem Wege zustande gekommen, 41 Prozent telefonisch, 25 Prozent über E-Mail und nur 11 Prozent durch eine Vorsprache im Büro der Jugendanwaltschaft.

Meistens sind es die Eltern, die um Rat und Hilfe fragen (37 Prozent der Fälle), oft genug aber auch die Jugendlichen selbst (30 Prozent), weniger oft Außenstehende (10 Prozent), Vereine (5 Prozent), Lehrer und Erzieher (3 Prozent) oder jugendliche Freunde (3 Prozent).

Aus seiner Arbeit im Berichtsjahr hat Jugendanwalt Tschager einige Schlüsse gezogen, die Hinweise darauf geben, wo Handlungsbedarf besteht, wo Initiativen zu ergreifen oder Rechte zu schützen sind. Besonders hebt er die Bedeutung des Ehrenamtes hervor, das vielen Jugendlichen die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben ermöglicht: „Eine Investition in das Ehrenamt begünstigt die Heranreifung von Erwachsenen, die fähig sind, Verantwortung zu übernehmen.“ Als vorrangig sieht Tschager auch die Errichtung einer Kinder- und Jugendpsychiatrie – viele Beschwerden von Eltern und Freiwilligenorganisationen betreffen den Umstand, dass Jugendliche, die stationäre psychiatrische Hilfe benötigen, in die Erwachsenenpsychiatrie eingewiesen werden. Viele Kinder und Jugendliche stehen unter Leistungsdruck – Tschager weist darauf hin, dass die Schulpflicht eine Folge des Rechts auf Bildung ist und nicht umgekehrt, und dass Kinder ein Recht „auf Luft“ haben, auf Freiraum und jugendliche Unbeschwertheit. Ist die Familie in Krise, werden Kinder einsam – gerade in solchen schwierigen Momenten ist es wichtig, sie anzuhören, anstatt zu sie für die eine oder andere Seite zu vereinnahmen. Tschager warnt auch davor, Kinder und Jugendliche im Umgang mit Internet und modernen Kommunikationsmitteln allein zu lassen, und ruft dazu auf, ihre Interessen und Rechte auch in den Medien zu schützen: Falls Kinder Opfer von Straftaten werden, tut man ihnen ein zweites Mal Gewalt an, wenn man ihre Identität öffentlich macht.

Besonderen Wert legte Jugendanwalt Tschager bei der Vorstellung des Berichts auf die Unabhängigkeit seines Amtes. Dies sei auch für jene wichtig, die sich an den Jugendanwalt wenden, bestätigte Präsident Minniti. Tschager, der derzeit nur von einer Mitarbeiterin unterstützt wird, äußerte die Hoffnung auf eine bessere personelle Ausstattung, auch um seinem Auftrag gerecht zu werden, anstehende Landesgesetze und –bestimmungen zu begutachten, wofür heute die Zeit fehle. Die Abgeordneten äußerten sich durchwegs positiv zur geleisteten Arbeit der Jugendanwaltschaft und auch zu einer personellen Aufstockung, über die man bald beraten werde.

 

Der Tätigkeitsbericht 2010 der Kinder- und Jugendanwaltschaft ist in deren Büro in der Bozner Cavourstraße 23c erhältlich bzw. auf Anfrage unter 0471/970615 oder info@kinder-jugendanwaltschaft-bz.org.

AM

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